Kosten der Gewalt

Gewalt hat für die betroffenen Frauen nicht nur weitreichende gesundheitliche und soziale Folgen, sondern wirkt sich auch auf ihre Erwerbssituation aus. Sie laufen Gefahr, sich zu verschulden oder in Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen zu geraten. Neben den persönlichen Auswirkungen verursacht Gewalt gegen Frauen aber auch hohe ökonomische Kosten für die Gesellschaft.

Frauenhäuser und Fachberatungsstellen fordern daher seit langem fundierte Berechnungen zu den gesellschaftlichen Folgekosten, um zu verdeutlichen, dass Gewalt gegen Frauen ein gesellschaftliches Problem ist, das gemeinsam bekämpft werden muss.

Studien zur Berechnungen und Schätzung der Kosten von Gewalt gegen Frauen in Europa – ein Überblick

In verschiedenen Studien werden diverse staatliche Kostenfaktoren einbezogen, dazu zählen Ausgaben für Polizeieinsätze und Ermittlungsverfahren, Gerichtsverhandlungen, Prozesskostenhilfe, Strafvollzug, Bewährungshilfe, medizinische Behandlung, Therapie für die Opfer, Frauenhäuser und Fachberatungsstellen, Täterprogramme, Unterstützung der mitbetroffenen Kinder und Jugendlichen.

Neben den direkten Kosten von Gewalt gegen Frauen sind auch die indirekten Kosten zu berücksichtigen. Diese schlagen sich im Verlust von Arbeitseinkommen und produktiver Arbeitszeit und damit in Einschränkungen der gesamtgesellschaftlichen Produktivität nieder.

Schweiz

Für die Schweiz wurden 1998 Kosten in Höhe von 400 Millionen Franken (262 Millionen Euro) beziffert, die jährlich in Zusammenhang mit familiärer Gewalt aufgewendet werden müssen. Godenzi, Alberto; Yodanis, Carrie: Erster Bericht zu den ökonomischen Kosten der Gewalt gegen Frauen, Freiburg /Schweiz 1998.

England und Wales

In einer Studie für England und Wales aus dem Jahr 2004 werden die Kosten von häuslicher Gewalt für Staat, Arbeitgeber und Opfer auf insgesamt 23 Milliarden Pfund (33,6 Milliarden Euro) geschätzt. Walby, Sylvia: The Cost of Domestic Violence, published by Women and Equality Unit, 2004.

Österreich

Eine Studie für Österreich geht von jährlichen Kosten in Höhe von 78 Millionen Euro aus. Haller, Dr. Birgitt; Dawid, Dr. Evelyn: Kosten häuslicher Gewalt in Österreich, Wien 2006.

International

In dem Beitrag „(Häusliche) Gewalt gegen Frauen: sozioökonomische Folgen und gesellschaftliche Kosten“ werden Ergebnisse vorliegender nationaler und internationaler Studien zu den sozialen Folgen und den (gesundheit-)ökonomischen Kosten von häuslicher Gewalt zusammengestellt. Brzank: (Häusliche) Gewalt gegen Frauen: sozioökonomische Folgen und gesellschaftliche Kosten, 2009, Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz.

Europa

Im Handbuch „Die Parlamente vereint bei der Bekämpfung der häuslichen Gewalt gegen Frauen“ des Europarats wird von einem Durchschnittswert von circa 40 Euro pro Kopf der Bevölkerung jährlich ausgegangen. Für die Bundesrepublik beliefen sich die Folgekosten von Männergewalt damit auf etwa 14,5 Milliarden Euro pro Jahr. Europarat: Handbuch für ParlamentarierInnen, Die Parlamente vereint bei der Bekämpfung der häuslichen Gewalt gegen Frauen.

Deutschland

Die erste deutschlandweite Erhebung der Kosten häuslicher Gewalt von Prof. Dr. Sylvia Sacco zeigt, wie groß die finanziellen Auswirkungen von häuslicher Gewalt auf Individuen, Staat und Gesellschaft sind. Die Studie kommt auf Gesamtkosten von mindestens 3,8 Milliarden Euro pro Jahr. Pro Person im erwerbsfähigen Alter ergeben sich Kosten von 74 Euro pro Jahr. Sacco, Sylvia: Häusliche Gewalt Kostenstudie für Deutschland, Gewalt gegen Frauen in (ehemaligen) Partnerschaften, 2017.


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