Forderungen: Digitale Gewalt ernst nehmen – Frauen schützen und unterstützen

Das Hilfesystem ist chronisch unterfinanziert. Digitale Gewalt reicht bis ins Frauenhaus hinein. Jedoch haben Frauenhäuser und Fachberatungsstellen aktuell zu wenig Kapazitäten, um

  • für eine gute digitale Sicherheit zu sorgen. Extrem wichtig ist beispielsweise, die digitale Gewalt innerhalb der Schutzräume zu stoppen und das Auffinden der Betroffenen durch den Täter zu verhindern
  • die damit verbundenen vielfältigen psychischen Belastungen Betroffener zu bearbeiten.

Mit der Unterzeichnung der Istanbul-Konvention hat sich Deutschland verpflichtet, gegen alle Formen geschlechtsspezifischer Gewalt vorzugehen und somit auch die Verhütung und Bekämpfung digitaler Gewalt umzusetzen. Diese fällt unter die Art. 33 (psychische Gewalt), Art. 34 (Stalking) und Art. 40 (sexuelle Belästigung).
 

FHK fordert Bund und Länder daher auf, eine bedarfsgerechte Finanzierung der Frauenhäuser und Fachberatungsstellen für die Beratung zu digitaler Gewalt sowie Fortbildungen zu digitaler Gewalt bei Polizei und Justiz sicher zu stellen!

Die Forderungen stehen am Ende der Seite zum Download zur Verfügung.

 

Unsere Forderungen im Überblick

I. Eine auskömmliche Finanzierung von Frauenhäusern und Fachberatungsstellen
 

  • Jede Einrichtung benötigt zusätzliche, fest eingeplante personelle Ressourcen für das Thema digitale Gewalt.
  • Jede Mitarbeiter*in benötigt regelmäßige Basisfortbildungen zum technischen und sozialen Umgang mit digitaler Gewalt.
  • Es werden Ersatzgeräte für Betroffene benötigt, die sie während der technischen Absicherung (im Frauenhaus, in der Fachberatungsstelle oder bei der Polizei) anstatt ihrer eigenen Geräte nutzen können, um den Kontakt zu Familie/Freund*innen halten zu können.

    II. Grundlagenwissen zu digitaler Gewalt bei Polizei und Justiz für eine effektivere Strafverfolgung

     

    • Weiterbildungen für Beamt*innen der Polizei hinsichtlich Ausprägungen und Dimension digitaler Gewalt, um Betroffenen sensibel gegenübertreten und durch eine spezifische Dokumentation der Fälle und entsprechende technische Analysen gezielt ermitteln zu können.
    • Ausreichend personelle Ressourcen bei der Polizei, damit Beweissicherung und Strafverfolgung zeitnah erfolgen können.
    • Verpflichtende Fortbildungen für Richter*innen sowie Amts- und Staatsanwält*innen, um digitale Gewaltformen, insbesondere bei geschlechtsspezifischer Gewalt, als solche erkennen und Betroffene ernst nehmen zu können. Zusätzlich werden adäquate Strafmaßnahmen und Regelungen für eine sichere Ausübung des Umgangsrechts mit Kindernbenötigt.
    • Mehr personelle Ressourcen in der Justiz, damit Strafverfahren zu digitaler Gewalt beschleunigt werden können.

       

    III. Forschung und Öffentlichkeitsarbeit zu digitaler Gewalt
     

    • Bundesweit durchgeführte Studien zu digitaler Gewalt im Partnerschaftskontext und beiden mitbetroffenen Kindern, um Ausmaß und Häufigkeit der unterschiedlichen digitalen Gewaltformen zu kennen und präventiv den Schutz vor digitaler Gewalt optimieren zu können.
    • Aufklärungskampagnen im analogen und digitalen Raum in unterschiedlichsten Medien, um eine möglichst große Zielgruppe zu erreichen. Dadurch soll die breite Öffentlichkeitüber Ausmaß, Formen und Schutzmaßnahmen sowie Hilfeangebote informiert werden.

       

    IV. Bundesweite Anlaufstellen für die technischen Expertise bei Fällen vondigitaler Gewalt
     

    • Bundesweite Anlaufstellen für Mitarbeiter*innen des Hilfesystems, die im Bedarfsfall bei technischen Fragen und der ersten Spurensicherung unterstützen können. Diese Anlaufstellen sollen auch der Polizei und Justiz für die Erweiterung der technischen Expertise sowie der Strafverfolgung digitaler Gewalttaten dienen.
    • Bundesweite Anlaufstellen mit technischem Schwerpunkt für Betroffene von digitaler Gewalt, damit sie ausreichend Beratung und Unterstützung erhalten.

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    Download

    FHK Handlungsaufforderungen Digitale Gewalt lange Version 

    FHK Handlungsaufforderungen Digitale Gewalt Kurzfassung

    FHK Digitale Gewalt Beispielszenario 

    Pressemeldung: Handlungsaufforderungen Digitale Gewalt