Das Empowerment von Nutzer_innen des Hilfesystems zählt zu den zentralen Arbeitsansätzen der Frauenhausarbeit. Mit dem Projekt „Beschwerdemanagement zur Qualitätsentwicklung in Frauenhäusern" unterstützt FHK seit April 2019 Frauenhäuser im Prozess, partizipative und ermächtigende Strukturen auszubauen. Mit dem Online-Fachtag „Partizipative Handlungsansätze in der Frauenhausarbeit – Chancen und Herausforderungen" am 14. Oktober 2021 trug FHK Erkenntnisse aus der praktischen Erprobung in die Öffentlichkeit und trat mit Fachkräften des Hilfesystem in den Austausch zu
Das vollständige Programm des Fachtags ist hier abrufbar. Die Veranstaltung wurde digital mit rund 80 Teilnehmenden ausgerichtet und per Graphic Recording dokumentiert.
Heike Herold, Geschäftsführerin der Frauenhauskoordinierung, eröffnet den Fachtag mit einigen Begrüßungsworten. Anita Hüseman übernimmt die Moderation. Es folgt eine kleine Umfrage: „In welcher Funktion sind Sie tätig?“ und „Aus welchem Bundesland sind Sie heute zugeschaltet?“. Den ersten Block gestalten die Prozessbegleiter_innen Elke Hilgenböcker und Andreas Bethmann. Sie berichten von ihrer Prozessbegleitung der vier Frauenhäuser bei der modellhaften Einrichtung eines internen Beschwerdemanagements. Sie betonen, dass unstrukturierte Partizipation in der Praxis teilweise schon vorhanden sei. Es gelte daher, solche Prozesse sichtbar zu machen und auszuprobieren was funktioniert.
Es folgen spannende Einblicke in die Arbeitsprozesse der an der einjährigen Fortbildung teilnehmenden Mitarbeiter_innen der jeweiligen Frauenhäuser: „Die Willkommensmappe - Frauenhaus Neustadt“, „Projektüberblick und Erfahrungen des Modellstandortes Saarbrücken“ und „Partizipation der Kinder, die Kinderkonferenz im Frauenhaus im SkF“.
In Breakout-Räumen haben die Teilnehmenden Zeit, sich über Rahmenbedingungen von Partizipation in ihrer Arbeit in der Praxis auszutauschen.
Nach der Mittagspause berichtet Prof.in Dr.in Beate Blank von Forschungsergebnissen zu Langzeitwirkungen von Empowermentprozessen ehemals wohnungsloser Frauen- am Beispiel eines partizipativ organisierten Projekthauses. Partizipation kann als zentrales fachliches, rechtlich verankertes Prinzip betrachtet werden. Ein Fokus liegt dabei auf unterschiedlichen Formen der Macht, dem Willen zur Partizipation, ermächtigende Strukturen. Prof.in Dr.in Beate Blank erläutert die verschiedenen Stufen einer möglichen Partizipation anhand einer Partizipationspyramide. Sie erklärt was es mit der Meerjungfrau, die fliegen lernt auf sich hat und weist auf die Bedeutung von Bewältigungsoptimismus hin.
In Breakouträumen haben die Teilnehmenden Zeit, sich über Möglichkeitsräume für gelingende Partizipation auszutauschen.
Eine Mitarbeiter_in und zwei ehemalige Bewohner_innen des OranjeHuis der Blijf Groep, Niederlande, stellen das Konzept des Bewohner_innenrat vor. Sie erklären wie der Rat entstanden ist, welche Gestaltungsmöglichkeiten es gibt und berichten welche Ziele bereits erreicht werden konnten. Im anschließenden Q&A gibt es die Möglichkeit zum Austausch. Wie finanziert sich der Bewohner_innenrat? Wie ist das Konzept in kleineren Unterkünften umsetzbar? Wie viel Interesse gibt es bei den Bewohner_innen, sich im Beirat zu engagieren? Die Referent_innen schließen den Fachtag mit einem Plädoyer. Für ein Beginnen im Kleinen, im Wohnzimmer bei einer Tasse Kaffee. Für den Mut, einen Anfang zu machen.