So kann die Polizei helfen

Bei akuter Gefährdung kann die Polizei Schutz und Hilfe bieten. Es ist Aufgabe der Polizei, die Gewalt zu beenden, Betroffene vor Gewalt zu schützen und bei Straftaten zu ermitteln. Erreichbar ist die Polizei über den Notruf 110 oder über die Telefonnummern der örtlichen Polizeidienststellen. Sie ist verpflichtet, bei Gefahr sofort zu kommen.

Bei häuslicher Gewalt hat die Polizei in den meisten Bundesländern die Möglichkeit, Gewalttäter bis zu zwei Wochen aus der Wohnung zu weisen und ihnen die Rückkehr zu verbieten. Die sogenannten Wegweisungen oder Platzverweise sind in den jeweiligen Polizeigesetzen geregelt.

Darüber hinaus kann die Polizei weitere Schutzmaßnahmen ergreifen. Sie kann zum Beispiel Aufenthaltsverbote für Orte wie die Kindertagesstätte oder den Arbeitsplatz der Frau aussprechen. Die Polizei kann Gewalttäter auch in Gewahrsam nehmen. Welche Regelungen gelten, ist in den Polizeigesetzen und den Handlungsleitfäden der Polizei der Länder festgelegt. Auch wenn Frauen und Kinder in der Polizeidienststelle Anzeige erstatten, können diese Schutzmaßnahmen angeordnet werden.

Bei strafbaren Handlungen wie Körperverletzung, Nötigung, Vergewaltigung oder Freiheitsentziehung muss die Polizei ermitteln. Betroffene können aber auch bei jeder Polizeidienststelle Anzeige erstatten. Die Polizei leitet die Ermittlungsergebnisse an die Amts- oder Staatsanwaltschaft weiter, die darüber entscheidet, ob Anklage erhoben wird.

Eine Anzeige auf eigene Initiative kann dazu dienen, öffentliche Stellen auf die Gewalt aufmerksam zu machen. Es gibt aber keine Verpflichtung zur Anzeige.

Bei den meisten Straftaten sind Polizei und Staatsanwaltschaft verpflichtet, von sich aus zu ermitteln, sobald sie davon erfahren – zum Beispiel bei einem Polizeieinsatz. Bei sogenannten Antragsdelikten hängt die weitere Strafverfolgung davon ab, ob Sie selbst Anzeige erstatten.

Sichern Sie Spuren am besten durch Fotos von Verletzungen, durch ärztliche Atteste oder die Anonyme Spurensicherung (ASS). Die Anonyme Spurensicherung ist eine medizinische Untersuchung, die nach einer Sexualstraftat auf Wunsch der Betroffenen vertraulich und kostenfrei durchgeführt werden kann. Dabei werden die Spuren der Tat dokumentiert und gesichert. Wichtig zu wissen: Sie müssen dafür keine Anzeige erstatten!

An einigen Orten in Deutschland bieten sogenannte Gewaltschutzambulanzen vertraulich eine rechtsmedizinische Begutachtung und Dokumentation bei Partnerschaftsgewalt und sexualisierter Gewalt an. Diese Dokumentation ist unabhängig von einer polizeilichen Anzeige und normalerweise kostenlos. Sie kann über Jahre aufbewahrt werden und sowohl in einem Strafverfahren als auch in einem Gewaltschutz- oder Familiengerichtsverfahren.