Laut Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen stellt Gewalt eines der weltweit größten Gesundheitsrisiken für Frauen dar. Kommt es zu Misshandlungen in Partnerschaften, sind hauptsächlich Frauen die Leidtragenden. Eine Studie zeigt, dass in Deutschland mindestens jede fünfte Frau im Laufe ihres Lebens geschlechtsbezogene Gewalt erfahren hat.
Gewalt gegen Frauen hat komplexe und weitreichende gesundheitliche Folgen. Dazu zählen körperliche Verletzungen wie Prellungen, Blutergüsse und Abschürfungen bis hin zu Knochenbrüchen, Organrissen, Schuss- und Stichwunden oder Verbrennungen. Jährlich werden auch in Deutschland mehrere Frauen durch Gewalt in der Partnerschaft getötet.
Das Leben in einer gewaltbelasteten Beziehung verursacht bei Frauen zudem vielfach psychosomatische Erkrankungen wie Herz-Kreislaufprobleme, Magen-Darm-Beschwerden oder Kopfschmerzen. Gewaltbetroffene Frauen haben häufiger als andere Frauen gynäkologische Beeinträchtigungen und Probleme bei Schwangerschaft und Geburt.
Dazu kommen in vielen Fällen psychische Beeinträchtigungen wie Depressionen und Suizidgefährdung. Gewaltbetroffene Frauen verhalten sich auch deutlich häufiger gesundheitsgefährdend, konsumieren mehr Alkohol, Tabak, Drogen und Medikamente.
Ärzte und Ärztinnen, medizinisches Fachpersonal, Notfallambulanzen und Krankenhäuser sind häufig die einzigen Stellen, die von gewaltbetroffenen Frauen aufgesucht werden. Das Gesundheitssystem nimmt deshalb eine Schlüsselrolle für die Intervention, Weitervermittlung und Prävention bei Gewalt gegen Frauen und deren Kinder ein. Die Erfahrungen zeigen jedoch, dass im Rahmen der medizinischen Versorgung Gewalt nur selten als Ursache für Verletzungen und Erkrankungen von Frauen identifiziert wird.
Handreichung: Unterstützung gewaltbetroffener Frauen mit psychischen Beeinträchtigungen, Frauenhauskoordinierung 2015.
„Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Studie zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland“, Prävalenzstudie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Berlin 2004.