Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen ist Gewalt, die sich gegen Frauen richtet, weil die Betroffenen weiblichen Geschlechts sind. Gemeint sind damit alle Handlungen, durch die Frauen körperliches, sexuelles oder psychisches Leid erfahren oder wirtschaftlich Schaden nehmen. Schon die Androhung von Gewalt zählt dazu, genauso wie Nötigung oder willkürliche Freiheitsentziehung, ganz gleich ob im öffentlichen Raum oder im Privatleben.
Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen ist eine Menschenrechtsverletzung und diskriminiert Frauen. Sie ist keine Randerscheinung in unserer Gesellschaft, sondern prägt den Alltag vieler Frauen in Deutschland und weltweit. Betroffen sind Frauen aller sozialer Milieus, aller Altersgruppen und Bildungsschichten, Migrantinnen ebenso wie Frauen ohne Migrationserfahrungen.
Besonders hoch ist das Risiko für Frauen, Gewalt zu erleiden, im sozialen Nahbereich. Laut einer Studie erlebt in Deutschland jede vierte Frau Misshandlungen durch ihren Partner, europaweit gilt das sogar für jede dritte Frau.
Die Ursachen von Gewalt gegen Frauen liegen im ungleichen Machtverhältnis zwischen Frauen und Männern begründet. Gewalt gegen Frauen dient der Erhaltung dieser Ungleichverteilung in der Gesellschaft.
Auch Männer werden Opfer von Gewalt. Sie erleben Gewalt sehr viel häufiger im öffentlichen Raum, die gewaltausübenden Personen sind meist andere Männer. Auch im sozialen Nahbereich sind Männer körperlichen und psychischen Misshandlungen ausgesetzt. Für diese gewaltbetroffenen Männer müssen Unterstützungsangebote entwickelt werden.
Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt und erläuternder Bericht, Artikel 3, Europarat, Istanbul 2011.
„Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Studie zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland“, Prävalenzstudie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Berlin 2004.