Häusliche Gewalt endet nicht im Alter. Sie betrifft Frauen, die in langjährigen, gewaltgeprägten Beziehungen leben, die im Alter eine neue Beziehung eingehen oder die in einer vorbelasteten Partnerschaft Gewalt nach Jahren zum ersten Mal erleben. Häusliche Gewalt kann sich durch altersbedingte Faktoren zuspitzen und verändern.
Gewalt gegen ältere Frauen wurde lange tabuisiert, heute wird sie zunehmend als Problem erkannt. Ältere misshandelte Frauen haben spezifische Bedürfnisse und stellen die Praxis vor besondere Herausforderungen.
So gehen häufig schwere körperliche oder sexuelle Misshandlungen in Paarbeziehungen mit zunehmendem Alter in psychische Gewalt über oder beschränken sich darauf. Ältere Frauen kennen häufig die Unterstützungsangebote bei Gewalt nicht und nehmen diese kaum in Anspruch.
Viele Frauen, die Kriege erlebt haben, sind im Krieg vergewaltigt worden. Aus Scham und Sprachlosigkeit vermeiden sie über ihre Gewalterfahrungen zu sprechen. Häufig werden diese Traumatisierungen im hohen Alter und im Zusammenhang mit Krankheiten oder Pflege wieder präsent. Pflegende Angehörige und Einrichtungen sind meist nicht darauf vorbereitet. Spezifische Unterstützungsangebote fehlen in vielen Fällen.
Gewalt gegen Frauen in Paarbeziehungen. Eine sekundäranalytische Auswertung zur Differenzierung von Schweregraden, Mustern, Risikofaktoren und Unterstützung nach erlebter Gewalt, hg. v. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), 5. Auflage, Berlin 2014, S.106 ff.
Website zum Forschungsprojekt „Intimate Partner Violence against older Women“: www.ipvow.org
„Sicher leben im Alter“ Broschüre vom BMFSFJ, 2022
Interview mit der Beratungsstelle Paula e.V, FHK-Fachinformation: Inklusion – Gewaltschutz für alle Frauen, S.26-29.