FHK-Fachinformation: Prävention – geschlechtsbasierter Gewalt nachhaltig entgegenwirken | Nr. 01/2023

Mangelnde Prävention verursacht Kosten in Milliardenhöhe

Titelseite FHK-Fachinformation "Prävention - Geschlechtsbasierter Gewalt nachhaltig entgegenwirken"; Abbildung einer Hand, die eine Reihe fallenden Dominosteine in der Mitte aufhält

Berlin, 22.05.2023. Aktuelle Forschungen beziffern die jährlich entstehenden Folgekosten geschlechtsbasierter Gewalt für Deutschland auf mehrere Milliarden Euro (s. FHK-Fachinformation, Prof. Sylvia Sacco, S.21). Mit der Fachinformation „Prävention – geschlechtsbasierter Gewalt nachhaltig entgegenwirken“  beleuchtet Frauenhauskoordinierung e. V. (FHK) die Notwendigkeit und Voraussetzungen nachhaltiger Prävention sowie bestehende Ansätze im In- und Ausland. Bereits 2018 hat Deutschland sich mit der Istanbul-Konvention zur umfassenden Prävention von Gewalt gegen Frauen und Mädchen verpflichtet. Dennoch besteht ein gravierendes Defizit an langfristig und bundesweit wirksamen Maßnahmen. Eine Abnahme geschlechtsspezifischer Gewalt ist nicht zu verzeichnen.

„Wir können es uns nicht leisten, an der Prävention von Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu sparen – weder gesellschaftlich noch finanziell“, erklärt Christiane Völz, Vorstandsvorsitzende von FHK. „Trotzdem begnügt sich Deutschland damit, bestenfalls punktuell in Prävention zu investieren.“ So urteilte kürzlich auch der Europarat, Deutschland habe „weder einen strategischen Rahmen noch gemeinsame Grundsätze und Ziele für die Präventionsarbeit“.

Häufig setzen präventive Maßnahmen zudem erst an, wenn Gewalt bereits stattgefunden hat – z.B. in Form von Täterarbeit oder Hochrisiko-Management. Gewalterlebnisse und Grenzüberschreitungen sind für Frauen jedoch zunehmend früh Teil der Normalität, insbesondere online. Schon Mädchen im Grundschulalter erhalten ungefragt Bilder mit sexualisiertem Inhalt (vgl. FHK-Fachinformation, Interview S.32).

„Prävention muss entsprechend dort ansetzen, wo sie tatsächlich noch vorbeugend wirken kann und möglichst viele möglichst früh erreicht – an Schulen, in Kitas, in der pädagogischen Ausbildung. Auch in der Öffentlichkeit müssten Rollenbilder und Strukturen, die Gewalt begünstigen, stärker zum Thema werden“, fordert Völz. „Das ist der nachhaltigste Gewaltschutz, den wir leisten können. Was wir heute in evidenzbasierte, fachlich informierte Prävention investieren, sparen wir später um ein Vielfaches in den Folgekosten von Gewalt gegen Frauen und Mädchen ein.“

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