Geschichten haben eine große Bedeutung für das Bild, das sich Kinder von sich, von anderen und der Welt machen. Kinderbücher schaffen Zugänge für Kinder, übersetzen ernste und traurige Themen in ihre Sprache und erobern ihr Herz mit liebevoll illustrierten Held*innen und alternativen Vorbildern. Durch das gemeinsame Lesen einer Geschichte kann Erlebtes mit den Kindern besprochen und verarbeitet werden.
Leider spiegelt die Mehrzahl der Kinderbücher aber nicht die Erfahrungen von Kindern, die in der Familie Zeug*innen und Mitbetroffene von Partnerschaftsgewalt werden – oder die gar selbst direkt elterlicher Gewalt ausgesetzt sind. So werden
Stereotype einer heilen Welt durch Kinderbücher häufig verstärkt und die Lebensrealität vieler Kinder und Jugendlichen tabuisiert oder unsichtbar gemacht. Betroffene finden sich nicht wieder und fühlen sich mit ihren Erfahrungen allein.
Die Kinderbuch-Empfehlungen von FHK
Frauenhauskoordinierung e.V. hat mit diesem Heft eine Bücherauswahl zusammengestellt, die wir für eine gewaltbewusste
Bildung und Erziehung für Kinder und Jugendliche diverser Altersgruppen empfehlen. Die Bücher haben wir verschiedenen Themenfeldern zugeordnet, die uns in der Stärkung betroffener Kinder besonders wichtig erscheinen: Neben der Thematisierung von Partnerschaftsgewalt, häuslicher Gewalt und sexualisierter Gewalt haben wir Bücher ausgewählt, die den Gefühlswortschatz von Kindern erweitern und zum Formulieren eigener Grenzen und Bedürfnisse sowie zum Nein-Sagen ermuntern.
Auch das für Kinder relevante Thema „Geheimnisse“ sowie weitere familiäre Belastungsfaktoren wie psychische Krankheiten oder Sucht der Eltern haben wir aufgegriffen. Schließlich wird die Liste ergänzt um Fach- und Sachbücher, die sich explizit mit der Situation von Kindern und Jugendlichen im Kontext von Partnerschaftsgewalt befassen.
Für wen ist die Liste?
Die Kinderbuchliste wurde im FHK-Projekt „Zuhause auf Zeit – Kinder und Jugendliche in Frauenhäusern. Entwicklung eines modularen Unterstützungsangebots“ entwickelt und zur Anwendung in Frauen- und Kinderschutzhäusern, Frauenschutzwohnungen und Fachberatungsstellen angepasst. Sie soll Impulse und Anregungen zur pädagogisch begleiteten Thematisierung von Partnerschaftsgewalt mit Kindern und Jugendlichen liefern. Sie kann jedoch ebenso im Bereich von Präventionsprojekten in Kita und Schule oder im Bereich der Kinder- und Jugend-Psychotherapie genutzt werden.
Wir wünschen viel Freude beim gemeinsamen Lesen, Anschauen und Stöbern und freuen uns über Ihre Ideen, Anregungen sowie Lob & Kritik!