Die Frauenhausarbeit ist in ihrer Entstehung maßgeblich durch die Frauenbewegung der 1970er Jahre geprägt. Seit jeher basierte sie auf dem feministischen Prinzip der Partizipation. Doch auch in Ansätzen der Sozialen Arbeit kommt der Partizipation von Betroffenen eine hohe Bedeutung zu. Empirische Forschungsergebnisse zeigen eine hohe Bedeutung von Partizipation für einen erfolgreichen Hilfeverlauf und damit die Wirkung einer sozialen Hilfe.
Auch die Istanbul-Konvention lenkt den Blick immer wieder auf die Bedarfe der gewaltbetroffenen Frauen und Kinder selbst.
„Ich finde schon, dass gerade bei Noteinrichtungen die Qualität von der Hilfe stimmen muss.“ - Bewohnerin im Frauenhaus
Doch die Umsetzung von Partizipation ist eine zeitintensive und anspruchsvolle Angelegenheit. Knappe finanzielle und personelle Ressourcen führen in den Frauenhäusern häufig zu Überlastungen. Da scheint es verständlich, dass andere Themen eine höhere Priorität haben als das der Partizipation.
Praktiker*innen mit häufig sehr begrenzten Ressourcen stehen beim Thema Partizipation vor der Frage: Wo sollen wir als Team überhaupt konkret beginnen? Wie kann Beteiligung von Betroffenen in den gegebenen Strukturen gelingen?
„Wir wollen den Bewohner*innen einen Weg aufzeigen, wie sie sich Gehör verschaffen können. Frauen sollen bei uns wissen, wo sie Beschwerden äußern können und dass sie das nicht hinnehmen müssen, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen. Bewohner*innen lernen dadurch, sich auch in anderen Kontexten zu beschweren, zum Beispiel bei Behörden. Für uns ist das ein Stück Empowerment.“ - Mitarbeiter*in aus dem Modellstandort Frauenhaus Würzburg –
Mit dem Projekt „Beschwerdemanagement zur Qualitätsentwicklung in Frauenhäusern“ ging Frauenhauskoordinierung der Frage nach, wie Partizipation dabei helfen kann, die Situation der Einrichtung wie auch die eigene Arbeit nachhaltig zu verbessern und die Qualität der Organisation abzusichern. Eine Erkenntnis des Projektes war: Es braucht nicht den „großen Wurf “, das fertige Konzept, die ausgefeilten Pläne. Vielmehr gilt es, mit kleinen Schritten loszugehen und neue Dinge auszuprobieren.
„Wir sind uns einig, dass der Begriff Beschwerde für uns eine Chance ist. Nämlich die Chance, die eigene Haltung aber auch die Haltung der Organisation zu beleuchten, in Frage zu stellen, neu zu denken. Wir leben von der Beschwerde. Wir können nur wachsen und können uns nur verändern, wenn wir Feedback bekommen.” Mitarbeiter*in im Frauenhaus Neustadt