FHK-Fachinformation: Frauenhäuser mit offenen Konzepten | Nr. 01/2022

Die geheime Adresse gehört seit Jahrzehnten zu den zentralen und scheinbar selbstverständlichen Schutzmaßnahmen hunderter Frauenhäuser bundesweit. Doch eine zunehmende Zahl an Einrichtungen setzt sich damit auseinander, wie nachhaltig eine geheime Adresse an ihrem Standort und in Zeiten digitaler Ortung realisierbar ist - und sucht nach Alternativen. Wie Sicherheit durch sogenannte offene Konzepte mit bekannter Adresse gewährleistet werden kann, wo Potenziale und wo Grenzen solcher Ansätze liegen und wie die Praxis Umstellungsprozesse erlebt, beleuchtet diese FHK-Fachinformation.

Titelbild FHK-Fachinformation "Frauenhäuser mit offenen Konzepten", Bild zeigt Türschild mit der Aufschfrift "Welcome. We are open"

Vor über 45 Jahren öffnete das erste Frauenhaus in Deutschland seine Türen. Seitdem befindet sich das Hilfesystem für gewaltbetroffene Frauen in einem ständigen Entwicklungsprozess und reagiert – den häufig sehr begrenzten Ressourcen zum Trotz – auf neue Erkenntnisse und Anforderungen, testet neue Wege. Im Mittelpunkt steht dabei stets die Frage, wie die bestmögliche Unterstützung, der wirksamste Schutz für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder gewährleistet werden kann.

Über viele Jahrzehnte war die Arbeit mit einer geheimen Adresse für Frauenhäuser in Deutschland ein tragender, wenn nicht der tragende, Pfeiler von Sicherheit. Mit den stetig fortschreitenden Möglichkeiten digitaler Ortung, aber auch angesichts neuer Ansätze wie im niederländischen Oranje Huis gerät dieses ungeschriebene Gesetz jedoch zunehmend ins Wanken: Immer mehr Frauenhäuser in Deutschland erwägen die Umstellung auf eine bekannte Adresse und, damit verbunden, teils auch auf weiterreichende konzeptionelle Veränderungen. Einige Frauenhäuser sind den Schritt jüngst gegangen, manche befinden sich mitten im Prozess, einzelne arbeiten seit Jahren mit einem sogenannten offenen Konzept.

Inhalte dieser Ausgabe

Dem hohen Interesse an dieser – im Gewaltschutz kontrovers diskutierten – Entwicklung möchten wir mit der vorliegenden Fachinformation Rechnung tragen und fragen nach: Was bewegt Einrichtungen zu einer Umstellung? Welche Vorteile kann das haben? Was gilt es zu beachten? Und wo stößt die Idee offener Konzepte an ihre Grenzen?

Dabei geht es ausdrücklich nicht darum, einzelne Konzepte zu bewerben oder eine Form – sei die Adresse anonym oder bekannt – als überlegen darzustellen, sondern vielmehr um einen Einblick in aktuelle Entwicklungen und in die Debatte, wie Sicherheit im Gewaltschutz des 21. Jahrhunderts gestaltet werden kann.

Zu den Beitragenden der aktuellen Ausgabe gehören u.a.

  • Beverly Engelbrecht, M.A. Architektur
  • Frauenforum Unna
  • Frauenhaus Bora (Berlin)
  • Frauen- und Kinderschutzhaus Troisdorf
  • Mitternachtsmission Heilbronn
  • Wiebke Wildvang, BIG Berlin

und weitere.