Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Scholz,
sehr geehrter Herr Bundesfinanzminister Lindner,
sehr geehrte Frau Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Paus,
die Zahlen sind alarmierend: Jeden zweiten Tag wird in unserem Land eine Frau durch die Hand ihres (Ex)Partners getötet – Tendenz steigend! Diese Gewalt ist kein fernes Problem, kein Phänomen, das „in anderen Kreisen“ auftritt. Diese Gewalt passiert überall – in unserer Nachbarschaft, unserem Freundeskreis, unseren Familien.
Sie haben im Koalitionsvertrag angekündigt, ein Gesetz zu schaffen, das Betroffene besser vor Gewalt schützt. Jetzt drängt die Zeit! Ihre Regierung hat nur noch wenige Wochen um dieses Versprechen einzulösen. Als Mitglieder der Bundesregierung tragen Sie Verantwortung für das Leben und die Sicherheit von Frauen, Mädchen und queeren Menschen in unserem Land.
Wir sagen es in aller Deutlichkeit: Ohne das Gewalthilfegesetz werden weiterhin Menschen sterben, werden weiterhin Menschenleben zerstört – weil ihnen der Schutz verwehrt bleibt, den sie so dringend brauchen!
Obwohl die Gewaltstatistik Jahr um Jahr ansteigt, fehlen tausende Plätze in Deutschlands Frauenhäusern, sind Beratungsstellen chronisch überlastet und die Wartezeiten auf einen Platz im Frauenhaus oder einen Termin für eine Beratung für Personen nach einer Vergewaltigung unerträglich lang. Besonders in ländlichen Regionen ist die Situation verheerend: Betroffene werden häufig völlig allein gelassen mit ihrem Schmerz, weil es einfach keine Hilfsangebote gibt.
Wir bitten nicht, wir fordern. Im Namen all derer, die bisher ungehört blieben und all derer, die der Gewalt bereits zum Opfer gefallen sind. Die Zeit des Handelns ist jetzt! Verabschieden Sie das Gewalthilfegesetz – und geben Sie den Menschen in diesem Land den Schutz, der ihnen zusteht.
Für ein Recht auf ein Leben ohne Gewalt.
Mit Nachdruck und in tiefer Sorge
Dr. Beate von Miquel – Vorsitzende Deutscher Frauenrat
Sylvia Haller – Vorstandsmitglied Deutscher Frauenrat
Elke Ferner – Vorsitzende UN Women Deutschland e.V.
Jetzt mitunterzeichnen!
Den Brief inklusive Liste der Erstunterzeichnenden können Sie auf der Seite des Deutschen Frauenrats einsehen.