Kinder und Jugendliche, die väterliche Gewalt gegen die Mutter miterlebt haben, sind keine unbeteiligten Dritten. Sie sind unfreiwillige Zeug*innen, unschuldige Mitbetroffene und häufig hilflos Ausgelieferte. Sie stehen zu Hause, aber auch im Verlauf der Interventionskette zwischen den Fronten, sind stets dazwischen und dabei. Im Kontext von Umgangsverfahren werden sie nicht selten zum Verhandlungsobjekt elterlicher Konflikte oder gar zum väterlichen „Eigentum“ erklärt.
Das Frauenhaus kann für Kinder und Jugendliche zu einem Ort der Sicherheit werden, der sie bestärkt, sich mit ihrer Situation produktiv auseinanderzusetzen. Er kann gewaltfreie Konfliktlösungsstrategien aufzeigen oder alternative Rollenbilder und korrigierende Beziehungserfahrungen zwischen Erwachsenen und Kindern anbieten.
Inhalte dieser Ausgabe
Schwerpunkt dieser Ausgabe ist die psychosoziale Versorgung von Kindern und Jugendlichen im Frauen- und Kinderschutzhaus. Wir werfen Schlaglichter auf aktuelle Debatten im Fachdiskurs – darunter z.B. der Verbleib älterer Söhne oder Männer als Fachkräfte im Frauenhaus – , beleuchten gelingende Ansätze aus der Praxis, stellen nützliche Materialien und Methoden vor und verweisen auf Perspektiven unterschiedlicher Generationen, Verbände und Angebotsformen.
Im Zentrum stehen dabei immer wieder die Fragen: Was bedeutet das Miterleben von Partnerschaftsgewalt für Kinder und Jugendliche? Was benötigen sie zur Verarbeitung des Erlebten? Wie können wir trotz begrenzter Ressourcen eine Pädagogik des sicheren Ortes gestalten – kindersensibel, traumainformiert und ressourcenorientiert?
Projekt: Zuhause auf Zeit
Die Fachinformation ist in Zusammenarbeit mit dem aktuellen FHK-Projekt „Zuhause auf Zeit“ entstanden. Das Projekt will Kinder als eigenständige Zielgruppe stärker sichtbar machen möchte und hat sich zum Ziel gesetzt, die weitere Professionalisierung im Kinderbereich von Frauenhäusern zu begleiten und den Kinderschutz im Frauengewaltschutz interdisziplinär auszubauen.