Häusliche Gewalt

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Häusliche Gewalt

Gewalt gegen Frauen ist keine seltene Randerscheinung in unserer Gesellschaft, sondern prägt den Alltag vieler Frauen in Deutschland und weltweit.

Häusliche Gewalt ist Partnerschaftsgewalt zwischen Erwachsenen in engen sozialen Beziehungen. Sie umfasst körperliche, seelische und sexuelle Misshandlungen und geschieht nicht nur in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus, sondern auch an der Arbeitsstelle oder an anderen Orten.

Vor allem Frauen sind von häuslicher Gewalt betroffen (über 90%). Es sind Frauen jeden Alters, aus allen Bildungs- und sozialen Schichten und Kulturen. Frauen mit Migrationshintergrund brauchen besondere Unterstützung, da sie häufiger von zusätzlichen Problemen wie sozialer Isolation, Sprachbarrieren, Problemen bei der Existenzsicherung, ausländerrechtlichen Beschränkungen und traditionellen Rollenbildern in der Familie betroffen sind.

Häusliche Gewalt wird meist durch Männer im sozialen oder familiären Nahbereich ausgeübt. Oft befürworten sie sehr traditionelle Rollenmodelle für Frauen und Männer sowohl in der Partnerschaft als auch in der Gesellschaft und lehnen die Gleichstellung der Geschlechter ab.

Sie haben nicht häufiger als andere Männer psychische Erkrankungen, Alkohol- oder Drogenprobleme. Treten sie allerdings zusätzlich auf, können sie die Gewalt verstärken.

Das Leben in einem gewaltgeprägten Umfeld beeinträchtigt die physische sowie psychische Gesundheit nachhaltig und hinterlässt oft Verletzungen der körperlichen und seelischen Unversehrtheit. Diese reichen von einfachen Prellungen bis hin zu Verletzungen der inneren Organe und Knochenbrüchen, von situativem Stresserleben bis chronisch verlaufenden Erkrankungen, vom Verlust des Selbstwertgefühls bis zu hin zu Suizidversuchen.

Häusliche Gewalt hat gravierende Auswirkungen auf mitbetroffene Kinder und Jugendliche.

Auch wenn sich die Misshandlungen nicht gegen sie selbst richten, wachsen sie in einer Atmosphäre von Angst, Gewalt und unter Umständen Vernachlässigung und Überforderung auf.

Dies hat erhebliche Konsequenzen für eine gesunde und kindgerechte Entwicklung. Zu beobachten sind zum Beispiel eine verzögerte Sprachentwicklung, Schulprobleme, Bettnässen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Wutanfälle, Essstörungen.

In Deutschland wird das Miterleben von Partnerschaftsgewalt zunehmend als mögliche Gefährdung des Kindeswohls eingeschätzt. Die Jugendhilfe nimmt die Entwicklung entsprechender Interventionsstrategien als immer wichtiger werdende Aufgabe wahr.

Zeugen häuslicher Gewalt gegen die Mutter zu sein, ist für Kinder und Jugendliche ein bedeutender Risikofaktor für eigenes späteres Gewalterleben bzw. für die eigene Gewaltausübung in der Partnerschaft.

Erforderlich ist eine enge Kooperation zwischen Frauenhäusern, Fachberatungsstellen und der Jugendhilfe mit dem Ziel, den Schutz der Frauen vor weiterer Partnerschaftsgewalt und den Kinderschutz zu verzahnen.

Häusliche Gewalt ist kein seltenes Einzelschicksal. In Deutschland hat nach einer repräsentativen Studie jede 4. Frau in ihrem Leben Gewalt durch den Partner erfahren.

Frauen mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen sind im Vergleich zu Frauen ohne Beeinträchtigungen oder Behinderungen sogar zwei- bis dreimal häufiger Gewalt unterschiedlicher Formen ausgesetzt.

Die genannten Informationen basieren auf Forschungsergebnissen. Wenn Sie sich genauer über die dazugehörigen Forschungsprojekte informieren möchten, können Sie auf unserer Internetseite im Menü in der linken Spalte auf "Infothek" klicken und aus der Liste den Link "Studien, Expertisen" auswählen. Dort gelangen Sie zu den verschiedenen Forschungsprojekten.

 

Stand: 18. Juni 2015