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Fußfesseln und Notrufknöpfe: Frankreichs erfolgreicher Weg gegen Femizide: Ein Beispiel für Deutschland?
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Ein Kreuz erinnert an eine brutale Tat – hier geschah ein Femizid, wurde am 25. August 2020 eine 42 Jahre alte Frau getötet.
Foto: ube Ein Kreuz erinnert an eine brutale Tat – hier geschah ein Femizid, wurde am 25. August 2020 eine 42 Jahre alte Frau getötet. (Symbolbild)

Frankreich reagiert auf den gesellschaftlichen Druck und beschließt Maßnahmen gegen häusliche Gewalt gegen Frauen - mit ersten Erfolgen. Deutschland spricht noch oft von "Liebesdramen" und hinkt eher hinterher in der Präventionsarbeit.

Während Deutschland in Bezug auf die Präventionsarbeit gegen geschlechtsbedingte Tötung von Frauen (Femizide) immer noch hinterherhinkt, entwickelt Frankreich eine Strategie, die zu funktionieren scheint.

In Frankreich waren es Frauenrechts-Initiativen, die auf die Thematik aufmerksam machten und sie in den Fokus der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit stellten, wie „Tagesschau“ berichtet. Die Initiativen hängten Plakate auf, dort stand beispielsweise „Audrey, 21 Jahre, getötet in Bondy“ – so wird eine persönliche Beziehung zu dem Opfer aufgebaut.

Es sind nicht mehr anonyme Frauen, von denen eine alle drei Tage umgebracht wird, sondern es wird eine Frau mit konkretem Namen den Passanten präsentiert. So fühlen Menschen eher mit und denken über das Schicksal der Frauen nach, erklärt Ernestine Rouai.

2020 deutlich weniger betroffene Frauen

Rouai leitet eine Beobachtungsstelle für Gewalt gegen Frauen im Pariser Vorort Saint-Denis und ist Mitglied des Rates für Gleichstellung von Frauen und Männern.

Im Rahmen des Runden Tisches, den die französische Regierung zum Thema häusliche Gewalt gegen Frauen gründete, wurden in Zusammenarbeit mit verschiedenen Frauenrechtsorganisationen Maßnahmen beschlossen.

Im Jahr 2019 wurden 146 Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet, 2020 waren es „nur“ noch 90.

Fußfesseln und Notrufknöpfe können helfen

Rouai erklärt: „Anders als vorher fahren die Polizisten jetzt sofort raus, wenn eine Frau den Notruf wählt.“ Meist würden die gewalttätigen Partner dann auch gleich in Gewahrsam genommen. Außerdem wurden Notruftelefone – ähnlich den Hausnotrufen für ältere Menschen – verteilt und Männer, die ihre Frau oder Ex-Frau bedrohen, könnten mit elektronischen Fußfesseln überwacht werden.

Eine der Organisationen, die Fondation des Femmes, kritisierte scharf, dass nur die günstigen Maßnahmen umgesetzt würden. Denn neben den beschlossenen Maßnahmen müsse auch mehr Präventionsarbeit geleistet werden und außerdem mehr Plätze in Frauenhäusern geschaffen werden.

Deutschland spricht noch oft von "Liebesdramen"

Währenddessen sieht es in Deutschland noch anders aus, wie die "Deutsche Welle" berichtet. Jeden dritten Tag wird eine Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet.

Julia Schäfer, Leiterin der Landeskoordinierungsstelle gegen Häusliche Gewalt am hessischen Justizministerium, erklärt, dass so ein Mord nicht von heute auf morgen geschehe.

„Es ist oft der grausige Höhepunkt einer langen Vorgeschichte. Häusliche Gewalt beginnt schon bei Beleidigungen, Demütigungen und auch dem Ausüben von wirtschaftlichen Druck“, führt Schäfer aus. Doch Frauenrechtsgruppen kritisieren auch die deutschen Medien.

Diese Delikte scheinen oft fast romantisch, wenn von „Liebesdramen“ oder „Familientragödien“ gesprochen würde. So werden die Kriminaltaten als Einzelfälle gesehen und die gesellschaftliche Relevanz des Problems falle unter den Tisch.

Fortschritte in Deutschland scheinen möglich

Doch Fortschritte sind in greifbarer Nähe: 2018 unterschrieb Deutschland die Istanbul-Konvention. Das ist der erste weltweit bindende Vertrag zur Bekämpfung und Verhinderung häuslicher Gewalt. Femizide werden als strukturelles Problem anerkannt und es werden Maßnahmen vorgeschlagen, die das deutsche Rechtssystem aufnehmen sollte.

In Zuge dessen wird ein Beobachterteam die deutschen Fortschritte näher untersuchen. Davon erhoffen sich Frauenrechtsgruppen, dass Fortbildungen für Richter und Polizisten verstärkt und psychologische und rechtliche Beratungen für Opfer ausgebaut werden, durch bundesweite Kampagnen das Thema mehr Bedeutung erlangt und die Zahl der Frauenhäuser erhöht wird – es werden etwa doppelt so viele Plätze benötigt, wie sie zurzeit angeboten werden.

Leonie Steinl vom Deutschen Juristinnenbund betont, dass eine breite Mobilisierung für das Thema in Deutschland bisher nicht gelungen sei. „Viele in Deutschland denken bei Femiziden – soweit sie mit dem Begriff überhaupt etwas anfangen können – ausschließlich an die Taten in Mexiko, wo Frauen entführt, vergewaltigt, getötet und verstümmelt werden.“

Dabei ist das Thema in Deutschland von derselben Relevanz wie in anderen Ländern – hier könnten wir zum Beispiel von Frankreich noch einiges lernen.

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