Aus bislang 103 Schutzplätzen in den Bremer Frauenhäusern sollen ab kommendem Jahr 130 werden. Zumindest wenn es nach dem Willen von Claudia Bernhard (Linke), Senatorin für Gesundheit und Frauen geht. Einer entsprechenden Beschlussvorlage hat die Gesundheitsdeputation mit den Stimmen der Regierungskoalition sowie der FDP zugestimmt. Die CDU hat sich enthalten.
Nicht abschließend geklärt ist, woher ab kommendem Jahr die Mittel für diese Ausweitung kommen. Tatsächlich gibt es diese zusätzlichen Plätze derzeit bereits. Sie sind im Zuge der Corona-Pandemie entstanden, als es darum ging, kurzfristig mehr Wohnraum zu finden, um die Unterbringung in den Frauenhäusern den neuen hygienischen Anforderungen anzupassen.
Die teilweise dichte Belegung mit bis zu fünf Betten in einem Zimmer mit Frauen, die zuvor keinen Kontakt hatten, machte zum Beispiel vorgeschriebene Abstände unmöglich. Als kurzfristige und schnelle Abhilfe wurden darum in Bremen 26 und in Bremerhaven fünf Hotelzimmer angemietet. Der Senat bewilligte dafür bis Mitte August ein Budget von 140 000 Euro aus dem Fonds für Sofortmaßnahmen zur Deckung von unabweisbaren nachgewiesenen Mehrbedarfen infolge der Corona-Ausbreitung.
Eine aktuelle Bestandsaufnahme zeigt jetzt: In Bremen sind aktuell zusammen mit diesen zusätzlichen Plätzen mehr als die offiziellen 103 Plätze belegt. „Berichte aus den Frauenhäusern in der Stadt Bremen legen nahe, dass die Anfragespitzen mit der Situation während des Corona-Lockdowns zusammenhängen“, heißt es dazu in dem Senatsbeschluss. Zugleich wird festgestellt, dass die Frauenhäuser schon vor dem Ausbruch der Pandemie oft mit annähernd 100 Prozent ausgelastet waren.
Weitere 145 000 Euro bis Jahresende
Kurzfristig soll darum die Unterbringung in den Hotelzimmern bis zum Jahresende verlängert werden. Geplant ist eine monatliche Anmietung, auch weil die Verwaltung damit rechnet, dass die Ausweichplätze durch gelockerte Corona-Reiseregeln nach und nach wieder ihren eigentlichen, touristischen Zwecken dienen sollen.
Parallel dazu sollen das Awo-Frauenhaus und das Autonome Frauenhaus jeweils zwei bis drei Wohnungen, falls möglich auch Häuser, in möglichst großer Nähe zu den jeweiligen Frauenhäusern suchen. Nur so sei eine Betreuung der Frauen sichergestellt. Die genaue Zahl der benötigten Wohnungen hängt von der Zahl der Zimmer, und der Größe der zu mietenden Objekte ab. Für das Frauenhaus in Bremen-Nord sowie für Bremerhaven wird die Ergänzung mit jeweils einer Wohnung geprüft.
Bis Jahresende sind für die Hotelzimmer sowie Anmietung und Ausstattung eigener Immobilien insgesamt weitere 145 000 Euro vorgesehen, die aus dem Bremen-Fonds stammen sollen. Bis Ende Dezember will der Senat Wege finden, wie die zusätzlichen Plätze ab Januar kommenden Jahres in das reguläre Finanzierungssystem für Frauenhäuser überführt werden können. Dabei setzt Bremen darauf, Investitionsmittel des Bundes aus dem Programm „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ zu erhalten.