In der Ausschreibung wird ein Betreiber gesucht, der sich künftig um die Frauenhäuser Salzburgs kümmern soll. Ausgenommen ist der Pinzgau, wo erst vor kurzem ein Neubau des Frauenhauses beschlossen wurde. Derzeit können in Salzburg 32 Frauen mit ihren Kindern untergebracht werden, davon 19 in der Stadt Salzburg, acht in Hallein (Tennengau) und fünf Frauen in Saalfelden (Pinzgau).
Klambauer will "bestes Konzept" für Frauenhäuser
Klambauer argumentiert ihr Vorhaben auf S24-Nachfrage wie folgt: „Betroffene schutzsuchende Frauen brauchen die beste Betreuung im gesamten Bundesland Salzburg, zuerst im Frauenhaus und danach in Übergangswohnungen. Seit zehn Jahren kommen wir in Salzburg jedoch nicht weiter, obwohl schon viele Arbeitsgruppen getagt haben.“ Man schreibe daher die Leistungen aus, „damit das beste Konzept umgesetzt wird. Es geht hier um Verbesserungen und Ausbau, und nicht um Kürzungen oder Zerschlagungen. Seit langem schon wird über neue Konzepte nachgedacht, nun kommen wir endlich ins Tun.“
Betroffene schutzsuchende Frauen brauchen die beste Betreuung im gesamten Bundesland Salzburg, zuerst im Frauenhaus und...
Gepostet von Andrea Klambauer am Mittwoch, 19. Februar 2020
SPÖ über Klambauer-Vorstoß: "Unhaltbar"
SPÖ-Frauensprecherin Karin Dollinger kritisiert die Maßnahme Klambauers in einer Aussendung: „Offensichtlich ist Landesrätin Klambauer mit der wertvollen, jahrzehntelangen Arbeit der Frauenhäuser unzufrieden, denn diese soll nun neu aufgestellt werden.“
Ebenfalls „unhaltbar“ findet Dollinger die Tatsache, dass Klambauer „unter dem Deckmantel der Transparenz die volle Namensnennung der Frauen und Informationen über Inhalte der Dolmetschergespräche, damit die Kosten übernommen werden“ fordere.
Trägerinnen "vor vollendete Tatsachen" gestellt
Als „völlig inakzeptabel“ bezeichnet auch die Sprecherin der Grünen Frauen Salzburg, Anna Schiester, das Vorgehen Klambauers: „Klambauer will hier mit der Brechstange ein bewährtes, auf viel Erfahrung und Expertise gestütztes System zerschlagen.“ Und weiter: „Gewalt- und Opferschutz ist nichts, was man einfach dem freien Markt überlässt.“ Auch kritisiert Schiester, dass die Trägerinnen der Frauenhäuser „einfach vor vollendete Tatsachen“ gestellt wurden.
Bürgerliste-Klubobfrau Ingeborg Haller betont: „Wir stellen uns klar hinter die Trägerinnen des Salzburger Frauenhauses und lehnen jede Privatisierung, auch wenn sie über die Hintertür versucht wird, entschieden ab.“
Die Frauensprecherin der FPÖ Salzburg, Karin Berger, sei es "peinlich anzusehen, wie man hier mit dem engagierten Personal verfährt." So zerstöre Klambauer die Basis einer guten Zusammenarbeit.
NEOS: "Es braucht ein neues Konzept"
Unterstützung erfährt Klambauer aus ihrer eigenen Partei. Liesl Weitgasser, NEOS-Frauensprecherin in Salzburg, spricht davon, dass ein neues Konzept für die Frauenhäuser geschaffen werden müsse: „Seit den 80er-Jahren gibt es allerdings ein unverändertes Konzept, welches nicht mehr den Anforderungen des 21. Jahrhunderts entspricht."
Weitgasser betont zudem, dass dadurch die Frauenhäuser nicht zerschlagen, geschlossen oder in Frage gestellt werden: "Ganz im Gegenteil: Die bestehenden finanziellen Mittel werde auch weiterhin erhalten bleiben, zusätzlich soll es sogar noch Schutzwohnungen für den Lungau geben.“
Frauenring: Frauenhausarbeit in Salzburg zerstört
Frauenring-Vorsitzende Klaudia Frieben kritisiert das Vorhaben von NEOS-Landesrätin Klambauer scharf, die Leistungsverträge für die Frauenhäuser in Salzburg und Hallein neu auszuschreiben. „Aktuell sind wir fast wöchentlich mit dem Mord einer Frau durch ihren (Ex-)Partner konfrontiert. Frauenhäuser sind lebensrettende Einrichtungen, dieses Vorgehen ist hochgradig verantwortungslos“, sagt Frieben. Der Frauenring fordert Klambauer auf, die Ausschreibung sofort zurückzuziehen.
„Auch die Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser Salzburg und Hallein wurden völlig unvorbereitet mit der Ausschreibung konfrontiert. Ihre jahrzehntelang aufgebaute Expertise wird völlig missachtet“, so Frieben abschließend.
Frauenhäuser: Runder Tisch gefordert
Die Frauensprecherin der KPÖ Plus Salzburg, Sabine Helmberger, ist ebenso wenig angetan: „Die Privatisierungsideen von NEOS-Landesrätin Klambauer sind jetzt genau das Falsche“ Der Plan gehe auf Kosten der Unterstützung für gewaltbetroffene Frauen. Helmberger und Gemeinderat Kay-Michael Dankl schlagen einen Runden Tisch in der Stadt Salzburg vor, um sich mit den Folgen der drohenden Privatisierung der Frauenhäuser zu befassen.
Ins selbe Horn blasen auch Halleins Stadträtin Kimbie Humer-Vogl (Grüne) und Vizebürgermeisterin Rosa Bock (SPÖ), die ebenso einen Runden Tisch fordern, „um gemeinsam mit der Frauenlandesrätin eine Lösung im Sinne aller Betroffenen zu erarbeiten.“
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