Pilotprojekt unabhängiges Beschwerdemanagement in Unterkünften für Geflüchtete

Heute startet in Berlin-Pankow das Pilotprojekt

Frauenhauskoordinierung freut sich über den Start des Pilotprojekts, bei dessen Entwicklungsprozess Frauenhauskoordinierung mit ihrer Fachexpertise mitgewirkt hat. Wir sind gespannt auf die Erfahrungen, die in der Modellphase gesammelt werden.

Gemeinsame Presseerklärung der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales und des Bezirksamtes Pankow von Berlin:

"Der Berliner Senat wird zur Verbesserung der Lebensbedingungen in allen Berliner Flüchtlingsunterkünften ein unabhängiges Beschwerde- und Kontrollmanagement einführen. Dafür hat die Koordinierungsstelle Flüchtlingsmanagement der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales gemeinsam mit dem Bezirksamt Pankow und dem Träger GFBM - Gemeinnützige Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen mbH an fünf Unterkünften für geflüchtete Menschen in Pankow, Lichtenberg, Reinickendorf und Marzahn-Hellersdorf ein Pilotprojekt gestartet.

Tatkräftige Impulse für den Auftakt im Bezirk Pankow hat die Monitoring Group der Zukunftswerkstatt Heinersdorf gegeben: Hier haben geflüchtete Frauen gemeinsam mit der Zukunftswerkstatt aktuelle Konfliktsituationen in Unterkünften benannt, die Notwendigkeit eines unabhängigen und transparenten Beschwerdemanagements verdeutlicht und Vorschläge zur Etablierung eines künftigen Beschwerdeverfahren unterbreitet.

Im Pilotprojekt wird eine Monitoring-Gruppe aus vier muttersprachlichen Geflüchteten mit dem Träger GFBM Bewohner-Sprechstunden in den Unterkünften selbst und in der Nachbarschaft anbieten; unter ihnen befinden sich auch geflüchtete Frauen der Monitoring-Group. In den Sprechstunden wird über Rechte informiert, werden Anregungen zur Verbesserung des Alltags in der Unterkunft sowie Beschwerden zur Unterbringungsqualität entgegengenommen. Ziel ist es, für alle Anregungen aus den Unterkünften schnelle und gute Lösungen mit den Betreibern oder dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) zu vereinbaren. Alle Einzelfälle werden dokumentiert, ausgewertet und fließen in die Planung eines künftig umfassenden Qualitätsmanagements für Unterkünfte ein. Das Pilotprojekt wird wissenschaftlich begleitet und evaluiert - auch um kritische Erfolgsfaktoren zu benennen und Handlungsempfehlungen für ein berlinweites und künftig einheitliches Beschwerdesystem abzuleiten.

Am heutigen Dienstag findet der Auftaktbesuch in der ersten Flüchtlingsunterkunft in Pankow statt.

Die Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales Elke Breitenbach begrüßt den Start des Pilotprojektes: „Wir wollen, dass geflüchtete Menschen auch in Unterkünften selbstbestimmt und würdig leben können, dass sie ihre Rechte kennen und wahrnehmen. Dazu gehört auch eine Beschwerdestelle für Anregungen oder eben den kleinen und großen Ärger im Alltag. Eine gute Beschwerdestelle hat sowohl das Vertrauen der Bewohnerinnen und Bewohner als auch die Autorität zur Veränderung. Beides wollen wir mit dem Pilotprojekt auf den Weg bringen. Zusammen mit dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten und den beteiligten Betreibern soll der Alltag von geflüchteten Menschen in Unterkünften verbessert werden. Ich danke allen Kooperationspartnern und ein besonders den engagierten Frauen im Pilotprojekt!“

Der Bezirksbürgermeister des Bezirkes Pankow von Berlin Sören Benn: “Das Projekt eines unabhängigen Beschwerdemanagements in Flüchtlingsunterkünften ist ein Paradebeispiel für gelungene Beteiligung von unten. Das Pilotprojekt ist nur deshalb zustande gekommen, weil sich eine Gruppe von geflüchteten Frauen beharrlich dafür stark gemacht hat. Wir haben diese Initiative von Anfang an unterstützt. Ich bin überzeugt, dass solche Ansätze integrationsförderlich sind, weil sie den Menschen eine Stimme geben und sie ermächtigen, selbst für ihre Anliegen einzutreten.”

Annika Seibt, Zukunftswerkstatt Heinersdorf / Netzwerk Pankow hilft und Mitinitiatorin des Pilotprojektes: „Wenn geflüchtete Menschen in Unterkünften leben müssen, weil eigene Wohnungen fehlen, können wir nicht einfach wegsehen und warten. Die Unterkünfte müssen besser werden, denn es ist für eine begrenzte Zeit für geflüchtete Menschen ein „Zuhause“ – und für dieses Zuhause brauchen Geflüchtete gute Bedingungen: ausreichend Platz, Selbstbestimmung über ihren Wohnraum, Schutz vor Schikane, Machtmissbrauch und Übergriffen. Ich hoffe, dass ein funktionierendes Beschwerdemanagement sowohl schlechte Leistungen und bauliche Mängel aufzeigt - aber auch gutes Personal und engagierte Träger erkennen hilft.“

Weitere Informationen: Koordinierungsstelle Flüchtlingsmanagement
www.berlin.de/koordfm

Rückfragen: Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, Telefon: (030) 9028-1135"