Anstieg häuslicher Gewalt 2020

Die Polizei verzeichnet 2020 erneut mehr Betroffene häuslicher Gewalt als im Vorjahr (Anstieg: 6,6 Prozent), wie eine Länder-Befragung der Welt am Sonntag aufzeigt. Beim bundesweiten Hilfetelefon spiegelt sich diese Entwicklung in einem Anfragenzuwachs von 15 Prozent im Vergleich zu 2019.

Die Zahl der Betroffenen von häuslicher Gewalt ist im Jahr 2020 während der Corona-Pandemie im Vergleich zu 2019 um 6 Prozent gestiegen. Es wurden 158.477 Fälle polizeilich registriert. Von einer deutlich höheren Dunkelziffer ist auszugehen. Ausgenommen von Sachsen und dem Saarland verzeichnen alle Bundesländer einen Anstieg. (Quellen: Zeit und Welt)

Die genauen Zahlen der verschiedenen Bundesländer sind einer Umfrage der Welt am Sonntag zu entnehmen: Brandenburg verzeichnet mit 23,7 Prozent den stärksten Zuwachs. Es folgen Mecklenburg-Vorpommern (plus 16,4 Prozent), Bremen/Bremerhaven (plus 13,8 Prozent) und Thüringen (plus 12,6 Prozent). Auch das bevölkerungsreiche Nordrhein-Westfalen zeigt einen Anstieg von 7,9 Prozent.

Gleichzeitig ist durch die Corona-Pandemie von einem erschwerten Zugang zu Hilfs- und Beratungseinrichtungen auszugehen.

Nachfrage auch beim bundesweiten Hilfetelefon angestiegen

Damit verbunden verzeichnet das bundesweite Hilfetelefon laut Jahresbericht für das Jahr 2020 einen Anstieg der Nachfrage an Beratungen von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Erkennbar ist eine Zunahme der Anfragen zu häuslicher Gewalt: alle 22 Minuten fand dazu eine Beratung statt. Seit Ende März 2020 und dem Beginn des Corona-Lockdowns wurde kontinuierlich mehr Beratungskontakt gesucht, Beratungen waren außerdem zeitintensiver.

Gesteigerte Bekanntheit von Unterstützungsangeboten

Die Pandemie hab die Aufmerksamkeit auf das Thema Gewalt gegen Frauen erhöht und dieses mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Dadurch habe es eine positive Entwicklung bei den Unterstützungsmaßnahmen des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ gegeben, so die Präsidentin des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben Edith Kürten in der Pressemitteilung des Hilfetelefons.

Dort betont auch Bundesfrauenministerin Franziska Giffey, dass sich durch die steigende Bekanntheit der Beratungsmöglichkeiten auch die Inanspruchnahme erhöhe. Die Zahlen zeigen, wie wichtig Einrichtungen wie das Hilfetelefon besonders in Krisenzeiten sind.