Häusliche Gewalt ist ein Oberbegriff für Gewalt in engen persönlichen Beziehungen, vor allem in Partnerschaften und Familie. Sie umfasst alle Handlungen körperlicher, psychischer, sexueller und ökonomischer Gewalt. Dabei müssen die Personen nicht zwingend in einem Haushalt leben.
In den meisten Fällen geht häusliche Gewalt von Männern aus, davon betroffen sind ganz überwiegend Frauen. Aber auch Frauen üben Gewalt in engen sozialen Beziehungen aus, und auch Männer können Opfer häuslicher Gewalt werden.
Um passende Hilfeangebote machen zu können, ist wichtig, wer die Gewalt ausübt und wer von ihr betroffen ist. Daher wird zwischen Partnerschaftsgewalt und innerfamiliärer Gewalt unterschieden.
Wenn aktuelle oder ehemalige (Ehe-)Partner*innen Gewalt ausüben, spricht man von Partnerschaftsgewalt. Gemeint ist damit sowohl Gewalt in heterosexuellen als auch in gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Kinder, die in diesen gewaltbelasteten Beziehungen leben, sind hochgradig mitbetroffen.
Gewalt, die durch andere Familienangehörige und Verwandte, z.B. Eltern, Kinder, Schwiegereltern oder Großeltern, ausgeübt wird, bezeichnet man als innerfamiliäre Gewalt. Zwar ist auch hier die große Mehrheit der Täter männlich. Anders als bei Partnerschaftsgewalt sind von innerfamiliärer Gewalt allerdings ähnlich viele Jungen und Männer betroffen wie Mädchen und Frauen.
Seit 2022 differenziert auch die Polizei in ihrer statistischen Erhebung – im sogenannten Bundeslagebild Häusliche Gewalt – zwischen Fällen von innerfamiliärer Gewalt und Partnerschaftsgewalt.
Insbesondere in Medien und Politik werden die Zahlen zu häuslicher Gewalt, Partnerschaftsgewalt und innerfamiliärer Gewalt jedoch noch nicht immer sorgfältig voneinander unterschieden.
Zwar hat sich der Begriff häusliche Gewalt in vielen Arbeitsfeldern etabliert, etwa bei den Hilfen für gewaltbetroffene Frauen, bei Polizei, Justiz und Jugendhilfe. Allerdings wird er von Institutionen in Deutschland oft unterschiedlich weit gefasst: Teils schließt er Gewalt durch enge Bezugspersonen gegen Kinder ein, teils wird ausschließlich Partnergewalt darunter verstanden.
Aktuelle Fachdiskussionen beziehen auch andere Lebensräume und Beziehungen ein. Berücksichtigt wird unter anderem, dass auch Menschen in Einrichtungen für behinderte Menschen oder in Pflegeeinrichtungen Gewalt erfahren, zum Beispiel durch Mitbewohner*innen oder Mitarbeiter*innen. Hier hat sich der Begriff Gewalt im sozialen Nahraum durchgesetzt.
Lesen Sie hier mehr über die Dynamik bei Partnerschaftsgewalt.
Lamneck, Luedtke; Ottermann, Vogl: Tatort Familie. Häusliche Gewalt im gesellschaftlichen Kontext, Wiesbaden 2012.