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Frauenhäuser brauchen mehr Plätze

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Gießen (so). »Es fehlen 20 Plätze, vor allem fehlt es an Familienplätzen« beklagt Reinhard Hamel (Die Linke) die Situation bei den Frauenhäusern in Gießen. Es gibt nur zwei solcher Einrichtungen in der Stadt, in denen Frauen Schutz finden können; eines wird autonom verwaltet, das andere vom Sozialdienst katholischer Frauen getragen. Sie bieten insgesamt 24 Plätze; »gefordert werden aber wenigstens 43«, sagte Hamel.

Auf Initiative der Linken hat sich der Sozialausschuss des Kreistags des Themas angenommen; dem Gremium liegt ein detaillierter Bericht vor. Im Jahr 2018 und auch Anfang 2019 hätten die Kapazitäten nicht ausgereicht, erklärte Hamel. Vor allem Kinder würden nicht hinreichend berücksichtigt. Aber es seien nun oftmals Frauen mit einem oder zwei Kindern, die sich schutzsuchend an die Frauenhäuser wendeten.

Zweiter Kritikpunkt der Linken ist eine nicht hinreichende personelle Ausstattung; diese entspreche nicht den eigentlichen Anforderungen. Auch diese Lücke, so mahnte Hamel an, sollte sukzessiv geschlossen werden. Eine Personalerweiterung, so der Bericht aus der Kreisverwaltung, sei Thema, man sei in Gesprächen mit beiden Frauenhäusern.

Land will Mittel aufstocken

Nicht zuletzt fragte der Linke nach Unterkünften, die für Notfälle und für Soforthilfe zur Verfügung stehen. Gibt es so etwas wie ein reserviertes Hotelbetten-Kontingent? Letzteres existiere nicht, so die Erläuterung der Kreisverwaltung. Um den in Not geratenen Frauen Sicherheit garantieren zu können, sollte ein Aufenthaltsort geheim bleiben. Das wäre kaum zu machen, wenn man in einem Hotel reserviere.

Rein statistisch existieren zwar hessenweit 313 Frauenhaus-Zimmer mit 727 Betten - aber sie sind ungleich verteilt: In Richtung Nordhessen werden es immer weniger, und im Vogelsbergkreis etwa gibt es kein einziges. Nach Auffassung von Fachleuten ist das nicht ausreichend. Und auch die Linken verweisen darauf, dass die Istanbul-Konvention zum Schutz der Frauen etwa die doppelte Anzahl an Betten für nötig erachte. Insofern spiegelt der Landkreis Gießen die Situation im Land Hessen wider.

Was derweil optimistisch stimmt: Das Land will die Mittel zum Frauenschutz vom kommenden Jahr an kontinuierlich aufstocken, und zwar jährlich um drei Millionen Euro.

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