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Häusliche Gewalt: Zufluchten sind oft überlaufen

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Wohin nach häuslicher Gewalt? Eine junge Frau auf einer Treppe in einem Frauenhaus in Niedersachsen. In Hessen wird die Zahl der Plätze knapp.
Wohin nach häuslicher Gewalt? Eine junge Frau auf einer Treppe in einem Frauenhaus in Niedersachsen. In Hessen wird die Zahl der Plätze knapp. © Peter Steffen/dpa

Die hessischen Frauenhäuser stehen an den Grenzen ihrer Kapazitäten. Viele Einrichtungen seien derart ausgelastet, dass Schutzsuchende abgewiesen werden müssten, kritisiert der Paritätische Wohlfahrtsverband.

Heidemarie Lange, Leiterin des Frauenhauses im Landkreis, bestätigt das. „Gerade in den Ballungsgebieten fehlen definitiv Plätze, die Frauen eine Zuflucht vor häuslicher Gewalt bieten können.“

Dafür verantwortlich sei unter anderem auch die dramatische Situation am Wohnungsmarkt: Viele Frauen, die aus dem Schutzraum des Frauenhauses zurück in eigene vier Wände ziehen wollten, müssten lange suchen, bevor sie eine Wohnung finden. Das erhöhe die Verweildauer im Frauenhaus und sorge für eine geringere Fluktuation als noch vor Jahren.

Mitarbeiterinnen des Frauenhauses unterstützten aber die Frauen beim Um- und Auszug bei der Wohnungssuche. Im Schwalm-Eder-Kreis funktioniere das meist gut, sagt Lange, in Kassel dagegen sei es schwieriger.

Im Schwalm-Eder-Kreis komme es bislang aber selten vor, dass Frauen abgewiesen werden müssten: „Wir tun alles, um Frauen in Not zu schützen“, sagt Lange. Deshalb sei es aber wichtig, dass es nicht nur hessenweit, sondern bundesweit ein funktionierendes und engmaschiges Netz von Frauenhäusern mit genügend Plätzen gebe.

Denn eine Frau, die auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann sei, wolle zumeist auch räumlichen Abstand zur häuslichen Situation herstellen und ziehe deshalb meist nicht ins nächstgelegene Frauenhaus: Dort sei die Gefahr, im Ort oder auf der Straße auf den verlassenen Partner zu treffen, schlicht zu groß. Gleichzeitig sei ein Frauenhaus im ländlichen Raum für Frauen aus der Großstadt oft nicht sonderlich attraktiv: „Da fühlen sich manche beobachtet.“

Lange verweist aber noch auf ein weiteres Problem: Es gebe nicht nur zu wenige Plätze für Frauen – und schon gar keine barrierefreien oder behindertengerechten Plätze – sondern auch zu wenige Fachkräfte und Mitarbeiter für die Betreuung der Frauen: „Es fehlt auch dringend Personal.“

Viele der Mitarbeiterinnen, die im Frauenhaus des Landkreises tätig seien, legten viel Herzblut in ihre Arbeit, doch die sei für den Nachwuchs zu selten wirklich attraktiv: „Es fehlt eine tarifgerechte Bezahlung im sozialen Bereich – beispielsweise gibt es in jedem Frauenhaus andere Strukturen.“

Das Frauenhaus im Landkreis hatte im vorigen Jahr (2018) weniger Schutzsuchende aufgenommen als im Vorjahr. Kamen 2017 dort 79 Frauen und 102 Kinder unter, so waren es 2018 mit 47 Frauen und 46 Kindern deutlich weniger.

Frauen, die auf der Suche nach Unterschlupf sind, sollten im Internet schauen: Unter der Adresse frauenhaeuser-hessen.de sind alle freien Plätze im Bundesland aktuell aufgelistet. 

Foto: Claudia Brandau

Wer in Kassel und anderen Orten in Hessen einen Platz in einem Frauenhaus sucht, muss lange warten. Für Opfer stehen viel zu wenig Plätze bereit. 

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